16. Erweiterung und Nutzungsänderung des Ohligser Pavillons in eine Weinbar

Erweiterung und Nutzungsänderung des Ohligser Pavillons in eine Weinbar

Der Ohligser Marktpavillon stammt aus dem Baujahr 1934/1935 und stellt seitdem für den Ohligser Markt ein bedeutendes regionales und stadtbildprägendes Einzelstück dar, welches zur Identifizierung der Anwohner in Ihrem Umfeld beiträgt.

Er wurde als rechteckiger und eingeschossiger Verkaufspavillon mit seiner Hauptfront nach Süden errichtet. Die Hauptfront hat seine repräsentative Anmutung durch das Vorziehen des überproportionalen Walmdaches erhalten und hat damit einen geschützten und doch offenen Vorraum geschaffen. Unterstützt wurde dieses Erscheinungsbild durch massive quadratische Pfeiler und ornamentierte Kämpfer.

Die eigentliche Fassade und Ladenfront unter dem Vordach bestand aus dem erkerartigen vortretenden Tresen. Dieser massive und verputze Unterbau war ursprünglich mit diversen Abschlussprofilen gegliedert. Darüber folgte ein großzügiges dunkel gebeiztes Holz-Sprossenfenster.

Die alten originalen Fenster sind im Laufe der Jahre durch einfache Aluminium-Fenster ausgetauscht und die ursprünglichen Putzgliederungen durch mehrere Anstriche verdeckt worden.

Die Längsseiten des Pavillons waren gleich aufgebaut und mit einer einflügeligen Tür und einem Sprossenfenster, eingefasst von einem ornamentiertem Gesims, gestaltet.

Das Gesims, die Pfeiler und der umlaufende Sockel waren farblich vom Rest der Fassade abgesetzt.

Das Dach des Pavillons wurde als überproportionales geschiefertes Walmdach mit altdeutscher Deckung ausgebildet. Durch zusätzliche Überschieblinge wurde ein zeittypischer weiter Überstand  mit Kastengesims ermöglicht. Auf der Ost- und Westseite befindet sich je mittig eine Gaube mit halbrunden Holzfenster.

Der ursprüngliche Kaminaufsatz in der Dachmitte war nicht mehr erhalten.

Das Innere des ehemaligen Verkaufsladens war in den Grundzügen unverändert. Lediglich die Wand- und Bodenbekleidungen sind in den letzten Jahren mehrfach verändert worden und waren nicht mehr erhaltenswert.

Die Idee des Bauherrn war es nun, den vernachlässigten Verkaufsladen durch die Nutzungsänderung in eine moderne Weinbar wieder mit neuem Glanz zu versehen.

Oberstes Ziel war es dabei, das äußere Erscheinungsbild weitgehend zu erhalten und nach Möglichkeit originalgetreu zu restaurieren, um dem Gebäude wieder die Bedeutung zukommen zu lassen, die es ursprünglich für die Bewohner des Stadtteils inne hatte.

Dazu wurde ein großer Maßnahmenkatalog in Zusammenarbeit mit einem renommierten Denkmalschützer erarbeitet, um das damalige Erscheinungsbild sowohl in seiner Optik, als auch in der Materialität  wiederherzustellen.

In diesem Zusammenhang wurde an allen Kunststeinelementen die Farbe vorsichtig abgetragen und freigelegt, beschädigte Stuckelemente wieder beigearbeitet, ergänzt und im Anschluss versiegelt. Die großen Fassadenflächen wurden neu verputzt und haben einen angepassten Anstrich erhalten.

Die alten Holzfenster, welche alle in die Jahre gekommen und stark beschädigt waren, wurden ausgebaut, restauriert, mit einer Lasur in Ebenholz versehen und wieder eingesetzt. Die kleinen Toilettenfenster auf der Rückseite wurden ebenfalls aufbereitet und als Blindelement wieder eingesetzt, um den Charakter des Gebäudes auch im Innenraum zu erhalten.

Das vorhandene Alu-Verkaufsfenster im Erkerbereich wurde entfernt und durch ein neues großes Holzfenster mit Sprossen, angelehnt an das historische Bild, ersetzt. Dieses ist komplett öffenbar, um auch bei Stadtfesten hieraus bedienen zu können und das Innere mit dem Äußeren zu verbinden.

Der alte Eingangsbereich zum Marktplatz hin wurde verbreitert und bekam eine neue

einladende 2-flügelige Holztür mit Sprossen.

Auf der Rückseite zur Aachener Straße wurde die vorhandene Stahltür ebenfalls durch eine neue 1-flügelige Holztür im gleichen Stil ersetzt.

Der Farbton, RAL 6004 blaugrün, der für die Holztüren ausgewählt wurde, sollte kleine farbliche Highlights in der Fassade setzen und in einer modernen Variante an das in der Region vorherrschende bergische Grün erinnern.

Die originalen Schieferplatten des alten Walmdachs waren tendenziell in einem guten Zustand und wurden nur partiell ausgebessert. Dabei wurde der Kaminkopf nach altem Vorbild wieder neu aufgebaut, um die Dachauslässe der neuen Lüftungsanlage gekonnt zu kaschieren.

Das Innere des Pavillons wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen komplett bis auf die Grundsubstanz entkernt.

Um einen großzügigen Gastraum mit offener Küche zu ermöglichen, wurde für die Nebenräume ein neuer schmaler Zwischenbau mit Flachdach vom Pavillon zum vorhandenen Trafohaus geplant. Hier wurden dann die Toilettenräume und der Hausanschlussraum verortet.

Der Anbau ordnet sich dem Hauptgebäude klar unter, indem die Fassade leicht zurückspringt und auch in der Höhe deutlich niedriger bleibt.

Im neuen Gastraum wurde die Zwischendecke zum Speicher in einem Bereich unterseitig geöffnet um die Holzbalkenlage freizulegen und um den Besuchern einen Durchblick unter das Dach bis zum First zu ermöglichen. Mit einer zusätzlichen Beleuchtung wurde diese schöne Atmosphäre zusätzlich unterstrichen. Im übrigen Speicher wurde die gesamte erforderliche Technik untergebracht, die für die neue Funktion des Gebäudes erforderlich war.

Die Holzbalken der Zwischendecke wurden in einem schwarzen Farbton lasiert und an das Ebenholz der Fenster angepasst.

Das Interior des Pavillons wurde in einen geradlinigen und dennoch gemütlichen Industrielook mit modernen Elementen realisiert, der in kleineren Details die bergische Identität einbindet und das damalige historische Bild unterstreicht.

Es wurden nur wenige unterschiedliche Materialien verwendet. Die dunkle Ebenholzlasur der Fenster und der Zwischendecke schaffen eine Verbindung zur aufwendig geplanten und auf den neuen Betrieb abgestimmte schwarze Glas-Stahlkonstruktion für den Küchenbereich.

Im unteren Bereich wurde die Konstruktion mit einer olivfarbenen Fliese geschlossen, die wiederum den Farbton der Eingangstüren aufgreift.

Für den neuen Bodenbelag wurde im gesamten Objekt ein Sichtestrich gewählt der perfekt zum klaren, reinen Industrielook passt, sich aber dennoch unterordnet und den anderen Ausstattungsmerkmalen Raum zur Wirkung überlässt

Auch die neuen Möbel aus Holz, Stahl und braunem Leder greifen die vorherrschenden Materialien auf und unterstreichen den gewünschten Look.

Alle Komponenten haben gemeinsam einen neuen kommunikativen Raum der Begegnung im Viertel entwickelt und dieses maßgeblich geprägt.

Im Zusammenspiel mit dem gastronomischen Konzept, kalte und warme Kleinigkeiten zusammen mit den besten Weinen der Region anzubieten, haben die Eigentümer gemeinsam mit den Betreibern nicht nur einen Mehrwert für die Region geschaffen und den Marktplatz wieder mit Leben gefüllt, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus eine neue Anlaufstelle in der Solinger Gastronomie hervorgerufen.


Zurück